Adoniram Judson (1788-1850)
- Missionar in Birma [Myanmar]

Judson Geburtshaus

Judsons Geburtshaus

Die Küste in Salem

Von Judson ins Birmanische übersetzte Bibel

Judson im Gefängnis

"Wenn du erfolgreich bist, ohne Opfer zu bringen, dann deshalb, weil jemand vor dir gelitten hat. Wenn du Opfer bringst, ohne erfolgreich zu sein, dann deshalb, weil jemand danach erfolgreich sein wird." - Adoniram Judson

Adoniram Judson wurde 1788 in Massachusetts (USA) als Sohn eines kongregationalistischen Pfarrers geboren. Er wurde der erste amerikanische Baptistenmissionar und sein Tätigkeitsfeld war in Birma [Myanmar]. Neben seiner Missionsarbeit war er ein Lexikograf und Bibelübersetzer.

Frühes Leben

Im Alter von drei Jahren konnte der junge Judson bereits lesen. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war es, andere Kinder zusammenzubringen und einen Gottesdienst zu halten, zweifellos mit dem Wunsch, dem Beispiel seines Vaters zu folgen. Als er sich dem Teenageralter näherte, veranlasste ihn sein Wissensdurst, nach Büchern zu suchen, die die meisten Erwachsenen ihm verweigerten, weil sie dachten, er sei zu jung. Sein Vater erkannte seine Fähigkeit und unterstützte Judsons Wissensdurst, und vielleicht mit ein wenig väterlichem Stolz glaubte er, dass sein Sohn ein großer Mann werden würde.

Im Alter von 16 Jahren wurde Judson an der Universität in Providence (später Brown University) eingeschrieben. Er war ein engagierter Student und erhielt nach seinem Abschluss drei Jahre später die höchste Auszeichnung seiner Klasse. Ausgesetzt der Weltlichkeit in der Collegezeit zahlte er dafür einen hohen Preis, denn in diesen Jahren wurde er zu einem Ungläubigen.

Bekehrung

Kurz nach dem College-Abschluss reiste Judson aus Abenteuerlust und Interesse an Reisen zu Pferd durch mehrere Bundesstaaten. Er schloss sich einer reisenden Theatergruppe an und lebte, wie er später schrieb, mehrere Wochen lang ein wildes Leben.

Nachdem Judson sich von der Truppe getrennt hatte, ging er zu einem Landgasthof, um dort zu übernachten. Der Wirt entschuldigte sich dafür, dass das einzige verfügbare Zimmer neben einem schwerkranken jungen Mann war, der wahrscheinlich sterben würde. Stolz darauf, ein Atheist zu sein, erklärte Judson, dass er das Zimmer nehmen würde, weil er keine Angst vor dem Tod hätte. In der Nacht hörte Judson aber das Stöhnen des Sterbenden und konnte nicht schlafen. Er überlegte dahinzugehen und mit dem Mann zu sprechen, glaubte aber nicht, dass er irgendetwas sagen könnte, das ihn trösten würde. Er fragte sich, ob der Mann ein Christ oder ein freier Geist war wie er.

Am Morgen erfuhr Judson, dass der Mann gestorben war. Er war schockiert und entsetzt, als er erkannte, dass der junge Mann ein enger Freund und Klassenkamerad vom College war, zudem noch der, der ihn in den Unglauben geführt hatte. Stundenlang dachte er über das Schicksal seines Freundes nach und stellte fest, dass sein Freund für immer verloren sein würde, wenn der Tod alles beenden würde. Er entschloss sich, umgehend nach Hause zurückzukehren und bat seine Eltern ihm dabei behilflich zu sein, einen beständigen Glauben aufzubauen, wobei sie gern unterstützten.

Kurz darauf wurde Judson in das Theologische Seminar in Andover [Andover Theological Seminary] aufgenommen und stellte sich im Dezember 1808 Christus im Dienst zur Verfügung. Einige Monate später wurde er Mitglied der „Third Congregational Church“ in Plymouth.

Der Anfang der Missionsarbeit

Schon sehr bald sehnte sich Judson danach, Missionar zu werden. Er fing an, sich mit Freunden zu treffen, die das gleiche Verlangen hatten, und sie beteten, dass der Herr die Tür öffnen würde, um ihre Sehnsucht zu erfüllen, ihm auf diesem Gebiet zu dienen. Judson stieß von Anfang an auf großen Widerstand. Einmal wurde ihm eine gute Stelle an der Brown Universität angeboten, und obwohl seine Mutter überglücklich war, war er entschlossen, ein ausländischer Missionar zu werden, weil er den Willen des Herrn darin erkannte.

Als Judson und seine Freunde den Lehrern des Seminars ihren Wunsch offenbarten, wurde die Amerikanische Auslandsmissionsgesellschaft gegründet [American Board of Commissioners for Foreign Missions]. Judson wurde nach England geschickt, um mit der Londoner Missionsgesellschaft [London Missionary Society] Kontakt aufzunehmen, in der Hoffnung, dass die beiden Organisationen ein gemeinsames Missionsunternehmen gründen könnten. Dieses Unterfangen kam jedoch nicht zustande. Nach seiner Rückkehr erhielt er eine Ernennung als Missionar für Asien.

Reise nach Asien

Im Februar 1812 heiratete Judson Ann Hasseltine, eine völlig Gott geweihte Frau, und beide begannen ihre lange viermonatige Schiffsreise nach Indien. Auf der Reise hatten sie viel Zeit zum Bibelstudium und kamen zu der Einsicht, die Lehre der Baptisten der Wassertaufe Erwachsener anzunehmen. Dies erwies sich als eine Probe für Judson, da er die Verbindung zu der Gesellschaft abbrach, die ihn beauftragt hatte. Als die Nachricht von der Änderung seiner Glaubensansichten nach Amerika gelangte, gründeten die Baptisten die Amerikanische Missionsvereinigung [American Baptist Missionary Union].

Nach ihrer Ankunft in Indien hatten die Judsons viele Schwierigkeiten. Wo immer sie versuchten sich niederzulassen, zwang die Britische Ostindien-Kompanie [East India Company] sie zur Abreise. Sie reisten daher durch viele verschiedene Länder, bis sie sich schließlich in Rangun, Birma, niederließen. Birma war zwar nicht ihre erste Wahl gewesen, denn zu dieser Zeit stand das Land unter der grausamen und despotischen Herrschaft des Königs von Birma, dennoch vertrauten sie auf die fürsorgliche Obhut und Führung des Herrn.

Das Wirken in Birma

Die erste Herausforderung für die Judsons war das Erlernen der birmanischen Sprache, was viele Jahre in Anspruch nahm - und dies ohne die Hilfe eines Lehrers oder von Büchern! Schließlich schrieb Judson ein Grammatikbuch der birmanischen Sprache, gefolgt von der Übersetzung des Evangeliums nach Matthäus ins Birmanische [auch Burmesisch genannt]. Daraufhin schrieb und verteilte er Traktate, in denen er verschiedene biblische Wahrheiten erläuterte. Als Ergebnis dieser Arbeit bekundete der erste ernsthafte Bibelstudent in Birma sein Interesse.

Judson begann, das Wort Gottes in Gesprächen zu predigen, gefolgt von der Präsentation formeller öffentlicher Reden. Schließlich wurde der erste birmanische Bekehrte getauft, und im Laufe der Zeit wurden auch viele Weitere für den Glauben gewonnen.

Erfolgreicher Dienst gefolgt von Prüfungen

Wie so oft bringt der Dienst des Evangeliums verschiedene Prüfungen mit sich. Judson sah sich einer derartigen Verfolgungen ausgesetzt, dass er in Erwägung zog, an einen Ort zu ziehen, wo seine Familie unter englischer Herrschaft stehen würde. Die kleine Gemeinde, die er gegründet hatte, überzeugte ihn jedoch zu bleiben. Schließlich zogen die Judsons nach Ava um, wo sie erneut mit zahlreichen Möglichkeiten des Dienstes gesegnet wurden. Als Krieg zwischen Birma und Indien ausbrach, verdächtigte die birmanische Regierung die Judsons Spione zu sein, und Adoniram wurde für 21 Monate eingesperrt. Die Bedingungen im Gefängnis waren schrecklich, und er musste die ganze Zeit schwere Fesseln an Beinen und Knöcheln tragen.

Seine mutige Frau Ann ging jeden Tag in das Gefängnis und brachte den Häftlingen Essen. Sie gebar ein Kind und brachte es schließlich zu Adoniram. Als das Kind schwer krank wurde, bat sie um Freilassung ihres Mannes. Schließlich wurde er freigelassen, wurde aber nach ein paar Wochen erneut ins Gefängnis geworfen. Judsons geliebte Frau starb einige Monate später und im Folgejahr starb ebenfalls sein Kind. So wurde er ohne Familie zurückgelassen.

Obwohl Judsons Herz gebrochen war, nahm er seine Missionsarbeit eifrig wieder auf. Er und viele seiner Mitarbeiter zogen nach Maulmain um, um die Missionsarbeit fortzusetzen und viele Bekehrte für Christus zu gewinnen. Außerdem begann er, das Alte Testament zu übersetzen. Zu diesem Zeitpunkt war Judson schon 18 Jahre lang auf dem Missionsfeld ohne Urlaub tätig, aber obwohl der Missionsausschuss ihn aufforderte, sich eine Auszeit zu nehmen, lehnte er dies mit der Begründung ab, dass die Arbeit fortgesetzt werden müsse. Schließlich wurde eine Kirche im Dschungel gegründet und Judson begann, einheimische Christen zu zweit auszusenden, die ihm einige Tage später Bericht erstatteten.

Eine weitere Gefährtin gefunden

Nach acht Jahren heiratete Judson Sarah Hall Boardman, die Witwe eines missionarischen Mitarbeiters. Sarah war Bibelübersetzerin, Autorin sowie Verfasserin von Kirchenliedern und hatte vor dem Tod ihres ersten Mannes eine Mädchenschule für ein Bergvolk in Tavoy gegründet. In 11 Jahren Ehe hatten Adoniram und Sarah acht Kinder, von denen eines bei der Geburt starb. Ihre ununterbrochene Arbeit verursachte den Verlust der Gesundheit und bei der Rückreise nach Amerika mit drei ihrer Kinder starb Sarah.

Zurück in Amerika wurde Judson wie ein Held empfangen. Weil seine Arbeit großes Interesse geweckt hatte, war er ein gefragter Redner. Er war kein Freund des Beifalls, und seine Schüchternheit bewirkte, dass er über sich selbst und seine Arbeit nur ungern sprach.

Er beauftragte Emily Chubuck, eine professionelle Schriftstellerin bekannt unter dem Namen „Fanny Forester“, damit, die Biographie seiner zweiten Frau, Sarah, zu schreiben. Bei der Zusammenarbeit verliebten sie sich und heirateten. Emily reiste mit Judson nach Birma zurück, wo sie die Biografie fertigstellte. Sie hatten zwei Kinder.

Judsons Gesundheitszustand verschlechterte sich trotz seiner Bemühungen, ihn auf einer Erholungsreise durch den Indischen Ozean wiederherzustellen. Er starb auf See am 12.04.1850 im Alter von 62 Jahren, und sein lebloser Körper wurde in respektvollem Schweigen im Wasser versenkt, sogar ohne ein Wort des Gebetes.

Schlussgedanken

Adoniram Judsons ursprüngliches Ziel war der Aufbau einer Versammlung von 100 Bekehrten. Bei seinem Tod waren jedoch über 7.000 Christen getauft und 63 Versammlungen unter der Leitung von 163 Missionaren, einheimischen Pastoren und Helfern gegründet worden.

Judsons Missionswerk war direkt für die Organisation von zwei Missionsorganisationen verantwortlich und beeinflusste die Gründung vieler anderer indirekt. Sein Leben im Missionsdienst und Leiden um Christi willen ist für alle erbaulich, die für ihren Erlöser dienen und leiden wollen.
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