Laodizea (3:14-22) [1874 n. Chr. bis in die Gegenwart]
Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt, der »Amen« ⟨heißt⟩, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts!, und nicht weißt, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloß bist, rate ich dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du reich wirst; und weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst. Ich überführe und züchtige alle, die ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße! Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir. Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Der Name Laodizea
oder Laodicäa
bedeutet ein erprobtes Volk
oder gerichtete Volksmenge. Die Beschreibung zeigt, dass die angesprochene Kirche als erprobt, aber für unzulänglich befunden wurde.
Wenn wir verstehen, was Christus mit dieser Botschaft meint, so sehen wir, dass sie sich insbesondere an diejenigen richtet, die sich zu Seinem Namen bekennen, dabei aber die Wahrheit verleugnen, die Er selbst verkündet hat. Mögen alle, die diese Botschaft lesen, dies mit besonderer Sorgfalt tun. Sie stammt von Demjenigen, der als „der Anfang der Schöpfung Gottes“ bezeichnet wurde (vgl. Offb. 1:17).
„Was haltet ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er?“ (Mt. 22:42). Auf diese Frage gab es viele Antworten. Das Thema wäre für alle viel verständlicher gewesen, wenn es mehr Bibellehre und weniger Gesangbuch-Theologie gegeben hätte. Die Trinitätslehre ist der Heiligen Schrift völlig fremd und es gibt keinen einzigen schlüssigen Text, der sie unterstützt, wenn man die wohlbekannte Interpolation von 1. Joh. 5:7 außer Acht lässt und Joh. 1:1 richtig versteht. Empfehlenswert ist, dass jeder Leser, dem dieses Thema nicht klar ist, das gesamte Kapitel 17 des Johannesevangeliums aufmerksam und andächtig liest.
Die Botschaft an die Gemeinde von Laodizea richtet sich insbesondere an die Kirche des späten 19. Jahrhunderts – so, wie der Herr sie sah. In gewisser Weise war sie nicht kalt. Sie zeigte einen großen missionarischen Eifer, wenn auch nicht immer im Einklang mit der Erkenntnis. Sie organisierte ihre Heilsarmeen, entwickelte ihre kirchliche Maschinerie und vervielfachte ihre finanziellen Ressourcen. Ihre Hauptaufgabe sah sie in der Bekehrung von Sündern und der Erzeugung geistlicher Kinder. Dennoch fielen ihre Feinde – Unglauben und Heidentum – nicht vor ihr.
Der Prophet Jesaja legt diese Worte der Christenheit in den Mund, sobald sie zur Erkenntnis der wahren Situation erwacht: „Wir gingen schwanger, wir wanden uns; es war, als ob wir Wind geboren hätten: Rettung verschafften wir dem Land nicht, und die Bewohner des Erdkreises sind nicht gefallen.“ (Jes. 26:16-18, ELB unrevidiert).
Wir sollten nicht dort nach Licht suchen, wo es kaum noch welches gibt und nur noch die verblassenden Reflexionen eines früheren Ruhms übrig sind. Der blasse Schimmer, der nun über der Christenheit erscheint, ist lediglich der Rauch, der von den durchdringenden Strahlen jener Hand beleuchtet wird, die hoch oben an der Wand schreibt: „MENE, MENE, TEKEL, UPHARSIN … du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden“ (Dan. 5:24-28). Unbemerkt von der Scheinkirche der Laodizea-Periode kam unser Herr bereits wieder. Er stand bereits an der Tür und klopfte. Wenn sie wach gewesen wären, hätten sie Ihn gehört. Sie wurden jedoch von den Ereignissen – den Zeichen der Zeit – überrascht. Die wahre Kirche, die sich in ihrer Mitte befand, wurde herausgerufen (Offb. 18:4) und die Christenheit wurde 1914 in ihrer kollektiven nationalen Repräsentation vom Großen Krieg heimgesucht – dem Ersten Weltkrieg –, der als Ankündigung ihrer Verbannung als Heidenmacht diente. Anschließend kam es in allen christlichen Gemeinden zu einem Prestigeverlust. Offensichtlich wurden die biblischen Maßstäbe für ein rechtes und heiliges Leben von vielen bereits verworfen. Ein unmoralisches Leben, sei es unter Gemeindemitgliedern oder ihren Geistlichen, Kindermissbrauch, Homosexualität, Materialismus und Unglaube stehen mittlerweile auf der Tagesordnung.
Zwar sind in letzter Zeit Reformelemente mit dem Geist der Philadelphia-Periode in der weltweiten Evangelisationsbewegung in Erscheinung getreten. Diese lehnt einen toten Formalismus ab und versucht, der christlichen Praxis neue Vitalität zu verleihen. Dennoch wurde die Wahrheit, dass Christus bereits anwesend ist, von den meisten Christen bisher nicht akzeptiert. Es ist also die Aufgabe der „Wächter“, diese freudige Botschaft zu überbringen. Mögen sie diese Aufgabe daher mit dem Eifer der frühen Kirche in der Ephesus-Periode angehen!
„Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb. 3:22).
Amen und Amen!


