John Bunyan (1628 - 1688)

„Jemand, der Lächeln und Schicksal der Zeit ausprobiert hatte, weder in Wohlstand aufgebläht noch in Elend erschüttert, immer die goldene Mitte hielt.“

- Erste englische Ausgabe „Die Pilgerreise“, 1678

„In ihm leuchteten gleich drei große Persönlichkeiten: Historiker, Dichter und Erwählter Gottes. Möge er im ungestörten Staub ruhen, bis zur Auferstehung der Gerechten.“

John Bunyan ist wohl der bekannteste und einer der erfolgreichsten religiösen Autoren in der englischen Sprache. Abgesehen von seinen Schriften, lässt jedoch eine Untersuchung seines Lebens den Schluss zu, dass er einer von Gottes „Berufenen und Auserwählten und Treuen“ war (Offenbarung 17:14).

Familie und frühes Leben

Bunyan wurde 1628 in einem kleinen Dorf südlich von Bedfordshire in England als Sohn von Thomas und Margaret Bentley Bunyan geboren. Sein Vater war ein „Kesselflicker“ (ein Hersteller und Ausbesserer von Töpfen und Kesseln). Obwohl die Familie mit Armut zu kämpfen hatte, gelang es seinen Eltern, ihn zur Schule zu schicken. Seine Vorstellung und Sensibilität waren als Kind so ausgeprägt, dass er oft Schuldgefühle und Depressionen bekam und unter häufigen und schlimmen Albträumen litt.

Zu dieser Zeit hatte der puritanische Geist in England, besonders in Bedfordshire, einen hohen Stellenwert und dies vergrößerte sicherlich seine geistige Unruhe. Als Jugendlicher hatte Bunyan gedanklich Gefallen an einem Leben ohne Religion, obwohl sich die Gedanken nicht durch Taten zeigen schienen. Andererseits beunruhigte ihn der Gedanke an die ewige Qual sehr stark - ein Irrtum, der Bunyan von Kindheit an gelehrt wurde. Die schlimmste Angewohnheit, die er als Jugendlicher erwarb, war der Gebrauch von gottloser Sprache, aber eine schroffe Rüge korrigierte das für immer.

Einflüsse, die zu Christus führten

In seinem sechzehnten Lebensjahr starb Bunyans Mutter und innerhalb von zwei Monaten heiratete sein Vater erneut. Dieses Ereignis verursachte eine Entfremdung zwischen Vater und Sohn. Bunyan verließ sein Zuhause und verbrachte die nächsten drei Jahre beim Militärdienst in der Parlamentsarmee. Ein Ereignis, das auf ihn einen dauerhaften Eindruck machte, war, als ein Kamerad ihn auf seinem Posten ersetzte und kurz darauf erschossen wurde. Bunyan glaubte, er sei durch einen besonderen Akt göttlicher Vorsehung vor dem Tod gerettet worden. Die seelischen Konflikte verschärften sich im jungen Bunyan und auf seiner Suche nach Erleichterung zog er in Erwägung, entweder alle moralischen Beschränkungen aufzugeben oder Selbstmord zu begehen. Er las Bücher und suchte Ratgeber, aber nichts gab ihm Trost.

Bei einer Gelegenheit zog er einen dem moralischen Charakter nach hoch angesehenen Mann zurate und drückte ihm seine Befürchtung aus, er habe Sünde gegen den heiligen Geist begangen. Der Mann antwortete, dass er befürchte, dass Bunyan Recht habe! Als Bunyan die Armee verließ, übernahm er das Gewerbe seines Vaters und heiratete eine Frau namens Mary. Ihnen wurden zwei Söhne und zwei Töchter geboren, wobei die älteste Tochter von Geburt an blind war. Mary starb nach nur neun Jahren Ehe und John heiratete später eine Frau namens Elizabeth, die ihm einen Sohn und eine Tochter gebar. Es war Mary, die John dazu ermutigt hatte, wieder mit Lesen anzufangen, und die folgenden vier Jahre waren Zeiten intensiver geistiger Kämpfe. Das waren aber die Erfahrungen, die den Grundstein legten, „Die Pilgerreise“ zu schreiben.

Der Wendepunkt

Als er eines Tages zur Arbeit ging, kam der Wendepunkt bei Bunyans Suche nach Gott. Er hörte, wie einige Frauen darüber sprachen, wie Gott ihr Leben verändert hatte und wie ihre Herzen von der Liebe Jesu erfüllt waren. Er sehnte sich danach, eine solche Religion des Herzens zu haben, die er in ihnen gesehen hatte. Später traf er sich oft mit ihnen, um über Religion zu diskutieren, und er wunderte sich über die Veränderung, die er in sich zu sehen begann – ein Erweichen des Herzens und ein ständiger Wunsch, über die Heilige Schrift nachzudenken. Es dauerte nicht lange, bis auch andere die Veränderung beobachteten. Er sorgte sich aufrichtig um jene, denen er zuvor ein schlechtes Beispiel gewesen war, deshalb richtete er sich nach seiner Bekehrung zuerst an sie, nun aber um sie zu Christus zu bringen. 

Predigen und Inhaftierung

1653 schloss sich Bunyan der St.-Johannes-Kirche in Bedford an und wurde zwei Jahre später zum Diakon gewählt. Schon bald wurde bei ihm das Talent zum Predigen erkannt und obwohl er keine Erlaubnis dafür hatte, begann er in benachbarten Städten zu predigen. 1658 wurde er wegen Predigen ohne Erlaubnis angeklagt, er erschien aber nie zur Verhandlung. Im Jahr 1660 wurde gegen ihn ein Haftbefehl erlassen und er wurde mitten in der Predigt abgeführt. Obwohl es keine Anklage gab, die rechtlich gegen ihn erhoben werden konnte, wurde er ins Gefängnis gebracht. Dann wurde ein fast vergessenes Gesetz angewandt, um ihn vor Gericht zu stellen. Während seines Gerichtsverfahrens versuchten seine Ankläger zunächst, sein Versprechen zu erhalten, dass er das Predigen unterlassen würde. Als dies nicht gelang, versuchten sie, ihn zu verspotten und zu schmähen, aber wieder vergeblich. Schließlich drohten sie ihm, sollte er weiterhin predigen, mit Verbannung und körperlicher Gewalt. Er antwortete jedoch: „Lässt Ihr mich heute raus, so werde ich morgen wieder predigen“. John wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, verbrachte aber tatsächlich zwölf Jahre in Gewahrsam, mit nur wenigen Wochen Freiheit während dieser Zeit.

Möglichkeiten zum Dienst und zum persönlichen Wachstum

Abgesehen vom schrecklichen Zustand, in einem Kerker gefangen gehalten zu werden, hatte Bunyan als frommer Familienvater, ständig Sorge um seine Frau und Kinder. Während der Inhaftierung nahm er ein neues Gewerbe auf – die Herstellung von langen Strumpf- und Schuhbändern – was dazu beitrug, seine Angehörigen finanziell zu unterstützen. Der Herr gab ihm ständig Gelegenheiten, das Evangelium zu predigen. Er belehrte seine Mitgefangenen und gründete eine kleine Gemeinschaft, von der er der Pastor war. Bunyan studierte unermüdlich die wenigen Bücher, die er hatte. Seine zwei Favoriten waren die Bibel und „Foxes Buch über die Märtyrer“ [Foxe's Book of Martyrs]. In jenen Jahren wuchs seine Kenntnis der Bibel so sehr, dass er praktisch zu einer lebendigen Konkordanz wurde.

Als Karl II. 1672 alle Gesetze gegen Nonkonformisten aussetzte, endete seine Inhaftierung. Er erhielt die königliche Befugnis zum Predigen und ihm wurde sogar seine eigene Gemeinde anvertraut. In dieser Zeit, in der sein Dienst florierte und sein Ruf wuchs, nahmen auch die Menschenmengen zu, die sich versammelten, um ihn predigen zu hören. Bunyans Zeit der Freiheit war nur von kurzer Dauer. Im Jahr 1675 wandte sich die Regierung erneut gegen die Nonkonformisten und viele Erlaubnisse zum Predigen wurden widerrufen. Im darauffolgenden Jahr wurde ein Haftbefehl erlassen, um Bunyan festzunehmen, mit der Anschuldigung, er predige nicht im Einklang mit der Praxis der Kirche von England. Er wurde zu sechs Monaten Haft in einer winzigen Einzelzelle auf der Brücke über dem Fluss Ouse verurteilt – aber hier begann das Schreiben seines Meisterstücks.

Bunyan der Autor

Nachdem Bunyan etwa ein Jahr lang gepredigt hatte, wurde er in eine Kontroverse mit einer Gruppe von Christen verwickelt, die dafür plädierten, dass das individuelle Gewissen die einzige sichere Richtschnur ist, wonach man sein Verhalten ausrichten sollte. Im Glauben daran, dass das Wort Gottes diese Aufgabe übernahm, erwiderte Bunyan im Jahre 1656 mit einer Schrift mit dem Titel „Einige Wahrheiten des Evangeliums eröffnet“ [Some Gospel Truths Opened]. Als ein anderer Autor versuchte, Bunyan zu widerlegen, antwortete dieser mit dem Werk „Eine Verteidigung von Einige Wahrheiten des Evangeliums eröffnet“ [A Vindication of Some Gospel Truths Opened]. In den nächsten dreißig Jahren veröffentlichte er weiterhin Bücher, von denen viele kontrovers diskutiert wurden. Die meisten seiner fast sechzig Werke scheinen die Grundlage in seinen Predigten zu finden. Zu den weiteren bedeutenden Schriften zählen: „Überreiche Gnade für den Größten der Sünder“ [Grace Abounding to the Chief of Sinners, 1666] geschrieben, um die Gnade Gottes zu preisen und diejenigen zu trösten, die ähnliche Erfahrungen wie er selbst machten; „Das Leben und Tod von Mr. Badman“ [The Life and Death of Mr. Badman, 1680], eine ausgedachte Biographie; und „Der Heilige Krieg“ [The Holy War, 1682], eine Allegorie. 

„Die Pilgerreise“ (Eines Christen Reise nach der seligen Ewigkeit)

Das berühmteste Werk von Bunyan war jedoch „Die Pilgerreise“ [The Pilgrim‘s Progress], das 1678 erschien. Obwohl es zunächst wahrscheinlich nur in begrenztem Umfang in Umlauf gebracht wurde, machte seine Faszination es schnell populär. Es ist unbestritten die erfolgreichste Allegorie, die jemals geschrieben wurde, und ist in jeder literarischen Sprache der Welt zu finden. Das Buch spricht über die Stufen der christlichen Entwicklung und wird mit einer Pilgerfahrt verglichen. Er schrieb mit viel Phantasie, so dass die ganze Handlung und Szenerie wie ein Märchen erzählt wird, hinterlegt mit Ehrfurcht für Gott und Mitgefühl für den Menschen. Die Analogien, die Bunyan verwendet, zeigen sein Verständnis der gefallenen Natur des Menschen und sind äußerst hilfreich für Christen, die ähnlich wie er selbst mit Versuchungen von innen und außen kämpfen. Die Erfahrungen, die der Pilger machte, waren die Erfahrungen, die John Bunyan in seinem Leben durchging. Er kannte das Tal der Demütigung [Valley of Humiliation], das Tal des Schattens des Todes, er hatte in den Kerkern der Burg des Zweifels [Doubting Castle] gelegen und den Riesen der Verzweiflung [Giant Despair] überwunden.

Gutes tun bis zum Ende

Im Sommer 1688 war Bunyan auf einer Mission, es zu versuchen, einen Vater mit einem Sohn zu versöhnen. Obwohl er erfolgreich war, zahlte er einen hohen Preis. Er ritt in einem heftigen Regen nach Hause, kam mit einem hohen Fieber an und starb innerhalb weniger Tage im Alter von beinahe 60 Jahren. Ein unbekannter Zeitgenosse schrieb dies über die Persönlichkeit John Bunyans:
 
„Jemand, der Lächeln und Schicksal der Zeit ausprobiert hatte, weder in Wohlstand aufgebläht noch in Elend erschüttert, immer die goldene Mitte hielt. ... In ihm leuchteten gleich drei große Persönlichkeiten: Historiker, Dichter und Erwählter Gottes. Möge er im ungestörten Staub ruhen, bis zur Auferstehung der Gerechten.“
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